„Kirmes“ – ein Zauberwort, welches manches Herz höher schlagen lässt. Die Kinder freuen sich auf den Rummelplatz mit Karussels und Buden. Wenn auch nicht so viele Schausteller Vorst aufsuchen, so werden eben die wenigen mehr belagert und begehrt. Manch süßes Schleckermäulchen möchte gestopft werden. Oma und Opa haben ein weiches Herz und spenden Geld für die Kinder.
Es freuen sich insbesondere die Schützenbrüder, denn die langen Wochen der Vorbereitung sollen sich doch lohnen. „In diesem Jahr wird es wieder einmal ein Schützenfest und eine Kirmes geben, an das die Leute im Dorf noch lange denken werden“, so heißt es. Die Uniformen wurden beschafft und gebürstet, der Paradeschritt klappt einwandfrei, die Hauseingänge der Offiziere sind bereits geschmückt. Es kann also losgehen. Hoffentlich bleibt das Wetter schön, damit sich die Mühe auch auszahlt.
Die Dorfbewohner freuen sich für die angenehme Abwechslung im Dorf. Auch hier sind alle Vorbereitungen bereits getroffen. Die Fensterrahmen und Tore sind neu gestrichen, die Zutaten für die Kuchen und das Festessen liegen bereit, die Einladungen an die Verwandtschaft sind verschickt. Wenn solche Feste auch mit viel Arbeit verbunden sind, man freut sich dennoch. Die Gaststätten haben ihre Vorräte aufgefüllt. Man verspricht sich einen regen Zuspruch und gefüllte Lokale, so wie es jedesmal ist, wenn es heißt: Im Dorf ist Kirmes.
Was hat es nun aber auf sich: Die Kirmesfeier, das Abhalten dieses uralten Volksfestes? Ist die Kirmes wirklich so uralt? Eine große Anzahl von Menschen glauben, dass die Kirmes so alt ist wie die Einweihung der ersten Kirche im Ort, weil die Kirmes meist mit dem Kirchweihfest verbunden ist oder auch mit dem Fest des Pfarrpatrons zusammenfällt. Zudem ist der Name „Kirmes“ eine Abkürzung von „Kirch-Messe“. Mit dem religiösen Fest wurde dann ein weltliches Fest verbunden. So mag es auch erscheinen; aber die Entstehung des Volksfestes, welches wir als Kirmes bezeichnen, ist älter, sie reicht sogar bis in die Zeit des Heidentums zurück. Ein uralter Brauch unserer Vorfahren waren die Gerichtstage, an denen der ganze Gau versammelt war und die mit Opfern, Jahrmärkten, Volksspielen und Gelagen verbunden waren. Wie so mancher heidnische Brauch blieb nach der Einführung des Christentums auch diese Feier bestehen, nur versah man diesen Tag mit einer christlichen Deutung. Für die Kinder selbst gab es nicht viele Lustbarkeiten. Man bestaunte die Schausteller mit ihren Kunststücken. Es gab nur einige wenige Spielzeuge, die man erstehen konnte. Aber dennoch freuten sich die Kinder, denn an festlichem Essen wurde nicht gespart.
Während der französischen Fremdherrschaft wurde, wie alle volkstümlichen Feste und öffentliche religiöse Feiern, auch die Kirmes verboten. Aber sofort nach den Befreiungskriegen lebte der alte Brauch wieder auf und zwar uneingeschränkt, also unter Beteiligung aller, auch der benachbarten Dörfer und Pfarren. Mit der Kirmes sind aber noch andere Bräuche verbunden, die meist in Vergessenheit geraten und nur noch wenig bekannt sind. Am Ende der Kirmestage wurde zum Beispiel die Kirmes begraben.
Etwas ist von dem alten Brauch bis heute erhalten geblieben. Am letzten Tag wird auch in Vorst „dat Kermesmänneke“ in Form einer Strohpuppe mit viel Tränen und gespielter Trauer verbrannt. Manches ist in Vergessenheite geraten, geblieben ist das Schützenfest mit der Kirmes, ein Fest der Gemeinschaft für das ganze Dorf.
(aus Heimatbote 2/1979 für Amern und
Dilkrath, ein Beitrag auszugsweise von
Willi Arretz †).